Umwelterziehung - Eine Aufgabe des Schulträgers?

Von Johann-Wolfgang Landsberg-Becher

Die Schulen sollen ein Höchstmaß von Wissen, Können und Urteilskraft vermitteln, und die Schülerinnen und Schüler sollen sich der Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit bewußt werden. Ziel muß die Heranbildung von Persönlichkeiten sein, welche fähig sind, das staatliche und gesellschaftliche Leben auf der Grundlage der Demokratie zu gestalten. Damit ist die Umweltthematik als eine der wesentlichen und für das Überleben der Menschheit entscheidende Frage Gegenstand schulischer Betrachtungen und Aktivitäten.

So oder so ähnlich sieht es das Schulrecht der einzelnen Bundesländer. Bildung ist in unserem föderalen Bundesstaat Ländersache, was geht das dann den Schulträger an? Was hat das mit Kommunalpolitik zu tun? In vier Zusammenhängen,

  • Lernen vor Ort,
  • lokale und globale Vernetzung,
  • Schule als ökologischer Lernort und
  • grüne Lernorte,

soll jedoch deutlich gemacht werden, daß die Umwelterziehung nicht nur die Kommune etwas angeht, sondern ihrer dringend bedarf. Dazu ist vorab zu klären, worauf Umwelterziehung überhaupt abzielt. Hier sei auch auf das "Forum zur ökologischen Bildung" der "BAG Bildung DIE GRÜNEN" in Mimberg hingewiesen, dessen Dokumentation über Helmut Horst, Duisburger Str. 17, 1000 Berlin 15 erhältlich ist.

Ziele der Umwelterziehung

Wie so oft wird der Schule mit der Behandlung der Umweltthematik eine Problematik aufgebürdet, die die Gesellschaft bisher nicht lösen konnte. Auch hier gilt, daß Schule kein Reperaturbetrieb und kein Politik-Ersatz ist. Von ihr darf nicht zuviel und im Blick auf die Umweltthematik nicht die Lösung umweltpolitischer Aufgaben erwartet werden. Die Umwelterziehung soll aber besonders im Blick auf die politische Bildung die Voraussetzungen für verantwortbares umweltpolitisches Handeln und Verhalten schaffen. Gerade in den großen Siedlungs- und den industriellen Ballungsräumen treten die vielfältigen Eingriffe des Menschen in die ursprüngliche Natur kraß hervor. Voraussetzung für eine Veränderung dieser Situation ist die der Denk- und Handlungsweisen der Menschen, einhergehend mit veränderten Wertvorstellungen, neuen und wiedererlangten Sichtweisen und Einstellungen zur natürlichen und sozialen Umwelt. Diese umfassen nicht nur den naturkundlichen Bereich von Wasser, Luft, Boden, Pflanzen und Tieren, sondern auch das wichtigste und am wenigsten zu berechenbare Glied dieses vernetzten Systems, den wirtschaftenden Menschen. Die Entwicklung innovativer Lösungsansätze ist gefordert. Umwelterziehung soll die bereits in der Erfahrungswelt der Schüler sich abzeichnenden Möglichkeiten zur Verbesserung der Umweltsituation berücksichtigen.

Wie die Umweltpolitik Querschnittsaufgabe aller Politikfelder ist, ist die Umwelterziehung durchgängiges Unterrichtsprinzip aller Fächer und dient der Allgemeinbildung und der Erziehung der gesamten Persönlichkeit. Sie basiert im wesentlichen auf Bildungszielen wie:

  • Fachkompetenz angewandten ökologischen Denkens, interdisziplinären und vernetzten Denkens in den geschichtlichen und vor allem zukunftsbezogenen Dimensionen,
  • Umorientierung und Durchbrechen tradierter Einstellungen, ökologisch nicht vertretbarer und zukunftsgefährdender Verhaltensweisen und Akzeptieren noch unbeantworteter Fragen,
  • Handlungskompetenz, hierzu gehören in besonderem Maße auch kognitive und emotionale Betroffenheit und Suchen nach Lösungen,
  • Praktische und handwerkliche Fähigkeiten, die Bestandteile eines ganzheitlichen Unterrichts sind,
  • Anstreben gerechterer Güterverteilung auf der Erde und Betroffenheit bei anscheinend auch fernliegenden Ereignissen, in Kenntnis der ökologischen Verelendung und in Solidarität mit der 3. Welt und
  • individueller und kollektiver Wertewandel in der Wohlstandsgesellschaft.

Lernen vor Ort

Schulisches Lernen wird die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler mit dem theoretisch vermittelten Wissen verknüpfen. Gesammelte Erfahrungen werden vor dem Hintergrund bereits gesammelter Kenntnisse interpretiert. Die allgemeinen Inhalte der fächerübergreifenden Umwelterziehung werden in Lehrplänen und Runderlassen der Kultusministerien festgelegt. Die Erfahrungen jedoch werden vor Ort gesammelt. Forschendes Lernen nimmt dort seinen Ausgang oder geschieht in wesentlichen Phasen hier außerhalb der Schulmauern, im lokalen Rahmen.

Der unmittelbare Wohn- und Lebensraum der Schüler und die Welt der Arbeit ihrer Eltern sind neben den tradierten Themen wie Wasser, Luft, Boden und Wald und neueren Themen wie Umweltrecht, umweltverträgliches Wirtschaften in Betrieben und in der Landwirtschaft Inhalt des Unterrichts. Dabei sind kommunale Themen und Aufgaben der Gemeinde zu bearbeiten, wie beispielsweise:

  • Die Prüfung der Verkehrsplanung (öffentlicher Nahverkehr, Fahrradverkehr) und deren Akzeptanz.
  • Teilnahme an raumordnenden und infrastrukturellen Maßnahmen im Einzugsbereich der Schule oder im Siedlungsgebiet der Schülerinnen und Schüler und Analyse der ihnen zu Grunde liegenden Intentionen.
  • Erkundung der ihnen zu Grunde liegenden Interessenskonflikte und Suche nach Wegen der Auseinandersetzung.
  • Untersuchung in den kommunalen Betrieben der Umweltschutzmaßnahmen und ihrer Vermittlung bei der beruftlichen Aus- und Fortbildung.
  • Entwicklung von Maßnahmen zur Förderung umweltverträglichen Freizeitverhaltens und Outdoor-Sports.
  • Mitarbeit bei der Gestaltungen vor Ort und Übernahme ökologischer Patenschaften. Tätigwerden bei Emmissionen.
  • Exkursionen, Schülerfahrten und Betriebspraktika unter derartigen Aspekten.

Solche Unterrichtsvorhaben sind trotz aller wohlmeinenden oder auch beschönigenden öffentlichen Verlautbarungen Pionierarbeit; sie sind bei der Sachanalyse, Vorbereitung und Durchführung sehr zeitaufwendig. Wenn eine derartige fächerübergreifende, interdisziplinäre gesellschaftliche und politische Aspekte berücksichtigende Umwelterziehung nicht Ausnahme bleiben, sondern Realität im üblichen Schulalltag werden soll, sind eine Vielzahl von Maßnahmen zu treffen und Instrumenten bereit zu stellen.

Lokale und globale Vernetzung

Die Förderung des Umweltlernens an außerschulischen Orten bedarf die Kooperation mit kommunalen und gewerblichen Einrichtungen, dies muß mit einer werbenden Öffentlichkeitsarbeit vorbereitet werden. Solche Kooperationen benötigen oft technische, planerische und organisatorische Hilfen. Die Notwendigkeit kommunaler Vernetzungen hat der Hamburger Modellversuch "Umweltbildung, Umwelterziehung, Umweltberatung" gezeigt, bei dem mehrere Behörden des Landes und des Stadteils und Institute der Universität kooperierten. Zum Austausch gewonnener Erfahrungen und zur Berichterstattung über besonders geglückte Projekte ist ein lokales Informationsmedium herzustellen. Das sind überlicherweise öffentliche Printmedien, es könnte aber auch die Kooperation mit der lokalen Presse oder einem lokalen Sender gesucht werden. Wie wichtig der Informations- und Erfahrungsaustausch ist, zeigte das rheinland-pfälzische Pädagogische Zentrum in Bad Kreuznach, das über ein halbes Jahrzehnt mit seiner Schriftenreihe "Umwelterziehung praktisch" den tatsächlichen Praktikern dies ermöglichte.

Ein in der Umwelterziehung sehr oft vergessener Aspekt ist unsere Beziehung zur 3. Welt. Dazu liegen inzwischen vielfältige Informationen über den Erhalt der großen Biosphären, die Problematik der Atmosphäre, die Sicherung der Ernährung und die Bereitstellung von Rohstoffen vor. Manches von dem kann vor Ort erkundet werden, wenn man mit Betrieben kooperiert, die internkontinentale Beziehungen haben.

Rat sollten die Schulen sich bei erfahrenen Spezialisten holen, 3. Welt-Läden, Kirchen, Gesellschaft zur Rettung bedrohter Völker usw. Die Partnerstädte der Gemeinden und die damit verbundenen gesellschaftlichen Begegnungen können für solche Kontakte genutzt werden. Bei europäischen Partnerschaften sind ökologische Aufbauprogramme im Rahmen eines Jugendaustausch möglich. Die Herstellung von Kooperationen solcher Art hängt sehr von den örtlichen Bedingungen, den dort vertretenen Gewerbe und Organisationen ab. Nicht jede Stadt hat das Glück wie Bremen mit seiner Ökologiestation und deren Kooperation mit dem Übersee-Museum.

Die meisten Informationen liegen bisher im Bereich der Schulfreiflächengestaltung vor. Hier hat sich gezeigt, und das gilt ganz bestimmt auch für die anderen Vorhaben, daß eine gemeinsame Fortbildung dringend notwendig ist, an der unabhängig vom Dienstherrn und von der eigenen hierarchischen Stellung alle Beteiligten gemeinsam teilnehmen, Gärtner/innen, Heizer/innen, Köche/innen, Lehrer/innen, Schulaufsichtsbeamte/innen und Gemeindevertreter/innen.

All dies setzt natürlich Partner in Betrieb, Landwirtschaft und Verwaltung voraus, die willens sind, derartige umwelterzieherische Bemühungen zu fördern, was garnicht so selten ist, wie oftmals unterstellt wird. Es ist offensichtlich, daß die Kommunen hier viel ermöglichen können und gefordert sind.

Gefordert sind aber auch die Lehrerinnen und Lehrer. Die Lehrerinnen und Lehrer sind i. d. R. für diese Aufgaben u. a. auf Grund der bestehenden Ausbildungsordnungen nicht hinreichend vorbereitet. Darüberhinaus erschweren die bürokratische Enge und die tagtägliche Praxis des Schulalltags die Realisierung derartiger Programme.

Um diesen beklagten Zustand abzuwehren, benötigt man an den Schulen Lehrerinnen und Lehrer, die bereits mit dem nötigen Wissen und den Fähigkeiten und Fertigkeiten zur Organisation eines derartigen Unterrichts ausgestattet sind, um als Moderatoren fächerübergreifenden Unterricht an ihren Schulen zu initiieren helfen und Kooperation zwischen den Schulen herzustellen.
Eine weitere sich aus dem beklagten Zustand eindeutig ergebende Konsequenz ist die Notwendigkeit der quantitativen und der inhaltlich erweiterten Fort- und Weiterbildung für Pädagoginnen und Pädagogen. Dies gilt besonders für die erwähnten Moderatorinnen und Moderatoren.

Dies ist zunächst Aufgabe der Kultusministerien. In einem jedoch nicht unerheblichen Bereich können aber auch die Schulträger über die Bewirtschaftung der Personalmittel derartige Vorhaben in ihrem Zuständigkeitsbereich auch initiieren und längerfristig sichern.

Schule als ökologischer Lernort

Die Schule als Ort an dem umweltverträgliches Verhalten gelehrt wird, müßte schon allein der Glaubwürdigkeit wegen auch ein Ort sein, an dem sich die Mitglieder der Schule umweltverträglich verhalten. Unübersehbar ist die Flut der Initiativen, Schüleraktivitäten und Vorstöße der Eltern oft in Kooperation mit Umweltverbänden, das Schulleben unter ökologischen Gesichtspunkten zu gestalten. Die Bewirtschafter der Schulen, also die Kommunen und Schulträger, tragen in ihren Reaktionen auf diese Aktivitäten wesentlich dazu bei, ob junge Umweltschützer in ihren ersten gesellschaftlichen Engagements ent- oder hoffentlich ermutigt werden. Schule ist aber mehr als eine unter pädagogischen Vorzeichen gestaltete Insel, an der umweltgemäßes Verhalten eingeübt wird. Die wesentliche Aufgabe der Schule und auch deren Stärke im Vergleich zu den neuen Medien sind weder Verhaltensmodifikation noch Entertainment, sondern die Vermittlung von Wissen und Fertigkeiten.

Für die Umwelterziehung heißt das, daß die Vernetzung traditionellen Fachunterrichts und umweltverträglicher Gestaltung des Schulalltags angestrebt werden soll. Wenn z. B. ein Berliner Gymnasium pro Heizperiode 30000 l Heizöl einspart, ist das schon ein großer Gewinn (u. a. 75 t weniger CO2 und 130 kg weniger SO2 in der Berliner Luft), bekam aber seine wesentliche Bedeutung, als dies Anlaß für einen Vorschlag zur Curriculumsrevision im Fach Physik wurde. Die Umweltkrise ist nicht mehr Additum klassischer Bildungsideale, sondern wird so integrativer Bestandteil der Kultur, der Wissenschaft, der Künste und dem allgemeinen Bewußtsein.

Für die öffentliche Vewaltung heißt die Lehre aus diesen Erfahrungen, daß die heilige Kuh des Haushaltsrechts zu schlachten ist, nach der diejenigen viel bekommen, die viel ausgegeben haben, sondern stattdessen diejenigen, die viel gespart haben. Dann könnten Schulen, die Energie oder andere, weiter unten ausgeführte Kosten sparen, das Ersparte für pädagogische, soziale und ökologisch sinnvolle Maßnahmen nutzen. Die Förderung von Eigenverantwortlichkeit ist so wichtig, weil Umweltverantwortlichkeit nur wahrgenommen werden kann, wenn Verantwortlichkeit gegeben ist. Bereits 1973 hatte der damalige Deutsche Bildungsrat mit seiner Empfehlung "Verstärkte Selbständigkeit der Schule und Partizipation der Lehrer, Schüler und Eltern" im Rahmen der damaligen Bildungsreform leider vergeblich auf die Notwendigkeit der eigenverantwortlich zu verwaltenden Finanzen hingewiesen.

Daß das Haushaltsrecht nicht sakrosant ist, zeigen die unter dem Druck der öffentlichen Verschuldung erfolgenden Reformen des kommunalen Haushaltswesens. Hier ist das originäre Feld der Kommune beschritten. Die nicht nach Titeln aufgegliederte Globalzuweisung von Haushaltsmitteln an die Schulen und die Möglichkeit der Übertägrung nicht ausgegebener Mittel auf das folgende Haushaltsjahr belohnen endlich diejenigen, die sparsam und damit umweltschonend wirtschafteten, und nicht diejenigen, die praßten. Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß bei jeder Mark, die ausgegeben wird, bei der die Mark wertschöpfenden Produktion natürliche Ressourcen verbraucht werden und die Umwelt belastet wird.

Die Möglichkeiten der Schule, ökologischer Lernort zu sein, sind vielfältig:

  • Die Auswahl der in der Schule verbrauchten Umwelt belastenden Materialien ist drastisch einzuschränken, was eine völlig geänderte Bewirtschaftung der Schulen verlang. Es ist ein Abfallvermeidungskonzept auf dem Weg zu einer müllfreien Schule zu entwickelt. Hier wird sich die Lebensart ändern, z. B. sind Faser- und Folien-Stifte durch in Holz gefaßte Buntstifte und Kreide zu ersetzen, Rohstoffe sind differenziert zu sammeln, organischer Abfall wird in grünen Tonnen selbst zu kompostieren oder getrennt zu verbringen sein oder der Verbrauch ist ganz einfach einzuschränken, was sicherlich für den Papierverbrauch gilt. In den Schulcafeterien können nur die Lebensmittel und Getränke erlaubt werden, die medizinisch und ökologisch vertretbar sind. Sie müssen also mit einer minimalen Schädigung der Umwelt durch Dünger und ohne Pestizide produziert werden und in wiederverwertbaren Materialien abgepackt sein. Bau, Unterhalt, Renovierung und Reinigung der Schulgebäude auf ökologisch vertretbarer Basis werden aus unterschiedlichen Gründen, weltanschaulichen, architekturgeschichtlichen, medizinischen und ökologischen, zunehmend häufiger thematisiert. Es liegen demensprechend viele und unterschiedliche Konzepte für Schulneu- und -umbauten vor. Die Entscheidungen darüber obliegen dem Eigentümer und sind oftmals mit einer grundsätzlichen Revision der Schulentwicklungsplanung gekoppelt.
  • Ökologisch verantwortbare Renovierung und Reinigung wird arbeitsintensiver sein. Die Gebäude müssen deshalb von den Schülerinnen und Schüler mehr geschont werden. Das dafür notwendige Verantwortungsgefühl kann z. B. auch über gemeinsames, umweltschonendes Renovieren und Reinigen hergestellt werden. Eigenverantwortliche Selbstbewirtschaftung der Schule steht nicht ohne Grund in der guten Tradition der Reformpädagogik, weil mit der eigenverantwortlichen Tätigkeit soziale Verbindlichkeit gegenüber Mitmenschen und Gemeineigentum realisiert wird. Dies wird weitaus mehr bringen als ein Klagen über Bandenkriminalität und ein Reden über den mündigen Staatsbürger.
  • Die umweltverträgliche Durchführung von Schulfeiern, Wandertagen und Schulfahrten. Hierbei sind Unterkünfte hilfreich, in denen die Schülerinnen und Schüler möglichst viel selbst machen müssen und wenig von Dritten versorgt werden. Bei umweltverträglichen Schulfahrten kommt für Fernfahrten lediglich die Eisenbahn in Frage. Hier liegt die Kompetenz der Kommunen bei der Ausrichtung der Landschulheime ebenso wie bei der Genehmigung beantragter Schulfahrten.
  • Für den Umweltschutz sind dabei vor allem die Einhaltung der Regeln des Natur- und Landschaftsschutzes sehr wichtig. Darüberhinaus sollten Skifahrten nur unter naturschützenden Auflagen erlaubt und andere Sportarten, wie z. B. Radeln, Rudern, Paddeln, Eislaufen, gefördert werden. Es sollten Beteiligungen an Landschaft schützenden Aktionen, wie z. B. in den Waldschulheimen der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, vorgesehen werden.
  • Die Abschaffung (bzw. die Reduzierung) von PKW-Parkplätzen für die Lehrerinnen und Lehrer auf dem Schulgelände oder dem die Schule umgebenden Freigelände ist sicherlich der demonstrativste Akt für einen Umweltschutz, der mehr als Lippenbekenntnis ist. Dies kann begleitet werden von Fördermaßnahmen für den ÖPNV, u. a. gestaffelten Unterrrichtsbeginn in Ballungsräumen, Mitnahmemöglichkeit von Fahrrädern, und bedarf der Kooperation von Schulverwaltung und Verkehrsbetrieben.

Auf drei Publikationen sei hingewiesen, die in unterschiedlichen politischen Zusammenhängen und mit unterschiedlicher Stoßrichtung diese Fragen systematisch behandeln. Das sind die inzwischen überabeiteten niedersächsischen Empfehlungen zur Umwelterziehung "Global denken - lokal handeln" des Kultusministeriums aus dem Jahre 1989, der Berliner Tagungsbericht "Schule als ökologischer Lernort" der Senatsverwaltung für Schule, Berufsbildung und Sport über die gleichlautende Tagung im Frühjahr 1990 und das von den Dezernaten für Schule und für Umwelt der Stadt Frankfurt 1991 vorgelegte "Programm zur Ökologisierung des Schullebens und zur Förderung der Umwelterziehung".

Grüne Lernorte

Wertebildender Unterricht und so auch die Umwelterziehung sollen "Kopf, Herz und Hand" gleichermaßen beteiligen. Die Naturerfahrung und dabei vor allem die kontinuierliche Beobachtung des Naturgeschehens vor Ort, im Schulgarten, im Stadtpark usw., sind zwar eine nicht hinreichende, jedoch für viele Menschen oftmals notwendige Voraussetzung. Diese zunächst in besonderem Maße auf sinnlich und emotional ausgerichtete Aneignung natürlicher Umwelt, "Outdoor-Biology", ist nicht nur anfängliche Umwelterziehung für jüngere Schülerinnen und Schüler, sondern auch für kleine Kinder, Jugendliche und Erwachsene von wesentlicher Bedeutung. Sie ist in den USA unverzichtbarer Bestandteil erwachsenenpädagogischer und touristischer Umweltbildung. Outdoor-Biology ist keine Freilandbiologie, sondern Erkundung der und Tätigwerden für die Natur und zwar sowohl in naturnahen Lebens- wie auch in Ballungs- und Industrieräumen.

In Deutschland können darunter Aktionen wie "Grün macht Schule", die der Gestaltung der schulischen Freiflächen sich widmen, die Einrichtung von Freilandlabore in Ballungsräumen, die ökologische Ausrichtung von Schullandheimen und Jugendherbergen, die Programmgestaltung von Waldjugendheimen, Naturschutzstationen und Umweltzentren subsumiert werden.

Nunmehr deutet sich an, daß auch entsprechende Arbeitsangebote und Programme von landwirtschaftlichen Betrieben dazu gezählt werden können. Dies ist eine ausgesprochen begrüßenswerte Tendenz, weil sie den städtischen Kindern und Jugendlichen die natürliche Basis unseres Lebens und deren auch durch Konsumenten beeinflußte ökologische Gefährdung zeigt und ihnen gleichzeitig unbekannte Berufsfelder eröffnet.

Diese recht unterschiedlichen Organisationen haben auch eine diesbezüglich sehr unterschiedliche Trägerschaft und Finanzierung. In manchen Fällen kann die öffentliche Hand selbst die Trägerschaft übernehmen, in anderen mit der Bereitstellung von Immobilien, sächlichen oder personellen Mitteln eine wesentliche Unterstützung leisten. In Zeiten des knappen Geldes sollte auch berücksichtigt werden, daß es oftmals ausreicht, bestehende Ressourcen umzuwidmen. Neue Wege der Förderung zu suchen, ist eine dringende Aufgabe und wird in den Verbänden (ANU) auch unter konzeptionellen Aspekten in den letzten Jahren verstärkt diskutiert. Eine Beteiligung ökologisch engagierter Gemeinden wäre wünschenswert.

Resümee

Es ist hier am Beispiel der allgemeinbildenden Schule gezeigt worden, in welchem Ausmaß Umwelterziehung auch eine kommunale Aufgabe ist. Das gleiche gilt für den vorschulischen Bereich, dem berufsbildenden Schulsystem, der Erwachsenenbildung und dabei sowohl für den klassischen Bereich der Volkshochschule als auch der beruflichen Weiterqualifizierung. Es soll nicht verschwiegen werden, daß Maßnahmen an allgemeinbildenden Schulen relativ leicht zu treffen sind. Gerade das duale Ausbildungssystem macht es schwierig, im berufsbildenden Sektor tätig zu werden, obgleich wegen der Nähe zur Produktion und Dienstleistung und den dortigen Umweltproblemen der diesbezügliche Handlungsbedarf besonders groß ist. Was konkret in den einzelnen Orten geschehen kann, worauf man besonders Wert legt, hängt von den lokalen Bedingungen, der dortigen Lebens- und Produktionsweise, aber auch von der landesgeschichtlichen Tradition und den existierenden gesellschaftlichen Gruppierungen ab. Was alles so einfach und sachlogisch klingt, ist bei der Realisierung enorm schwierig, mühselig und zeitaufwendig. Andererseits kann Ansporn sein, daß die Ergebnisse kommunaler Maßnahmen zur Umwelterziehung deutlich sichtbarer sind als die schulpolitischen Maßnahmen auf Landesebene.


Alternative Kommunapolitik, 1992, 13, H. 5, S. 35 - 37